Viele beklagen sich, dass die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: “Gehe hinüber,” so meint er nicht, dass man auf die andere Seite hinüber gehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, dass das Unfassbare unfassbar ist, und das haben wir gewusst. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.
Darauf sagte einer: “Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.”
Ein anderer sagte: “Ich wette, dass auch das ein Gleichnis ist.”
Der erste sagte: “Du hast gewonnen.”
Der zweite sagte: “Aber leider nur im Gleichnis.”
Der erste sagte: “Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.”
Many complain that the words of the wise are always merely parables and of no use in daily life, which is the only life we have. When the sage says, “Go over,” he does not mean that we should cross to some actual place, which we could do anyhow if the labor were worth it; he means some fabulous yonder, something unknown to us, something too that he cannot designate more precisely, and therefore cannot help us here in the very least. All these parables really set out to say merely that the incomprehensible is incomprehensible, and we know that already. But the cares we have to struggle with every day: that is a different matter.
Concerning this a man said once: Why such reluctance? If you only followed the parables you yourselves would become parables and with that get rid of all your daily cares.
Another said: I bet that is also a parable.
The first said: You have won.
The second said: But unfortunately only in parable.
The first said: No, in reality: in parable you have lost.
Franz Kafka, “Von den Gleichnissen” [“On Parables”], in Parables and Paradoxes, edited by Nehum N. Glatzer